Tarierjackets
Guide für Tauchanfänger
Mit dem eigenen Tarierjacket zu tauchen, ist ein großartiges Gefühl und eine riesige Erleichterung. Es sitzt, und die Handgriffe tun es auch – ohne langes Überlegen oder Suchen, denn man ist damit vertraut. Das ist nicht nur für Profi-Taucher wichtig, sondern auch für Anfänger, um sich ganz auf den Tauchgang und das Unterwasser-Erlebnis konzentrieren zu können.
Das ideale Tarierjacket zu finden ist ein bisschen wie die Stecknadel im Heuhaufen suchen. Um dir die Suche zu vereinfachen, gehen wir in unserem Guide für Tauchanfänger näher auf das Thema Tarierjackets ein, denn auch hier gibt es eine Fülle an Angeboten.
Für das Tarierjacket gibt es viele Bezeichnungen, mal wird es Tarierweste oder auch einfach nur Jacket genannt. Oftmals wird auch der Begriff aus der englischen Sprache „BCD“ (Buoyancy Control Device) gerne genutzt.
Im Shop findest du eine große Auswahl an Jackets.
Funktionsweise der Tarierjackets
Im Grunde genommen funktionieren alle Tarierjackets auf die gleiche Weise. Die wichtigste Funktion jedoch ist die Fähigkeit, mittels eines aufblasbaren Auftriebskörpers (Blase) die neutrale, negative oder positive Tarierung eines Tauchers oder einer Taucherin auf einer bestimmten Tiefe herzustellen. Dafür lässt man Luft in die Blase ein oder aus. An der Wasseroberfläche kannst du mit dem aufgeblasenen Tarierjacket ohne Schwimmbewegungen treiben.
Dank deinem Tarierjacket hast du alles dabei, was du brauchst
Das Tarierjacket ist gleichzeitig wie ein Rucksack zu betrachten: Es hält unsere Tauchflasche mithilfe des Flaschenbandes. Wir können unser Blei in den integrierten Bleitaschen oder in den meist rückwärtig angebrachten Trimmbleitaschen verstauen. In den oftmals sehr großen Seitentaschen können zusätzliche Tauchutensilien verstaut werden, wie zum Beispiel eine Tauchlampe, Boje oder Riffhaken. Und auch an den D-Ringen kann zusätzliches Tauchzubehör mittels Karabiner oder Spiralkabel angebracht werden. Der Octopus wird am Schlauchhalter befestigt.
Passform der Tarierjackets
Die meisten Jackets sind Unisex -Modelle und sie werden in den Größen XS bis XXL angeboten. Um die Passform und den Sitz an den Oberkörper anzupassen, können die Schnallen und Gurte am Bauch und über der Brust genutzt werden, um das Tarierjacket enger oder weiter zu stellen. Eine optimale Passform und ein guter Sitz sind wichtig, damit du dich ganz auf deinen Tauchgang konzentrieren kannst. Probiere dein Jacket unbedingt vorher an.
Einige namhafte Hersteller bieten spezielle Damenjackets an, die wir später vorstellen möchten. Hintergrund ist, dass Frauen oftmals schmalere Schultern und ein wenig breitere Hüften haben als Männer.
Material
Tarierjackets sind hohen Belastungen ausgesetzt, dementsprechend hochwertig sollte das Material sein. Als Grundmaterial für die Herstellung von Tarierjackets wird in der Regel Nylon verwendet. Häufig liest du bei der Materialangabe des Tarierjackets, dass zum Beispiel 1000er Denier verwendet wurde. Denier ist eine Maßeinheit aus der Textilbranche und gibt an, wie stark die im Textilgewebe verwendeten Fäden sind. Genauer gesagt, bedeutet Denier Gewicht pro Fadenlänge. Eine eingetragene und führende Marke in der Herstellung von Denier ist Cordura, vom Schweizer Unternehmen Invista.
Zu den neueren und hochwertigeren Materialien für Tarierjackets gehört Monprene®, ein spritzgegossener Kunststoff. Dieser ist sehr robust – Salzwasser oder UV-Strahlung können diesen Tarierjackets wenig anhaben. Dieses Gewebe ist unglaublich stark und haltbar, und garantiert jahrelange Leistung. Diese Jackets liegen allerdings in der Anschaffung im hochpreisigen Segment.
Tauchjackets mit integrierten Bleitaschen
In deinem Tauchkurs hast du das Tauchen sicher mit einem Bleigürtel erlernt. Inzwischen verfügen die meisten Jackets über bleiintegrierte Taschen. Das heißt, du verstaust dein Blei direkt in die vorgesehenen, abnehmbaren Bleitaschen am Tarierjacket. Diese bleiintegrierten Taschen haben einen Schnellabwurf-Mechanismus. Am weitesten verbreitet und am zuverlässigsten ist das System mit den Fastex-Schnallen. Diese rasten fest ein und lösen sich auch nur, wenn man fest an den Schnallen zieht.
Airtrim oder klassischer Inflator
In deiner Tauchausbildung hast du den Umgang mit einem klassischen Inflator gelernt. Um Luft abzulassen, muss der Inflator (Faltenschlauch) über den Körper gehoben werden (höchster Punkt) oder ein anderes Schnellablassventil genutzt werden.
Seit einigen Jahren gibt es Systeme mit seitlichem Ein- und Auslassventil. Diese Ventile befinden sich im unteren linken Bereich der Tasche. Eine ausgeklügelte Mechanik steuert den Luftein- und -auslass über zwei Drucktasten oder einen Kipphebel. Bevor du den Kauf eines solchen Jackets in Erwägung ziehst, solltest du dieses Tarierjacket unbedingt vorher „Probe“ tauchen. Ein entscheidender Nachteil für diese Jackets stellt das erhöhte Gewicht dar.
Arten von Tarierjackets
Alle namhaften Hersteller von Tauchausrüstung bieten die gängigen Arten von Tarierjackets an. Wir setzen dabei auf die Produkte von Oceanic, Zeagle und Hollis.
1. ADV-JACKETS
Dies ist wahrscheinlich der Typ, mit dem du deinen Tauchschein gemacht hast und die am weitesten verbreitete Form von Tarierjackets. Viele Tauchschulen verwenden diese Art Jacket, weil sie sehr robust, zuverlässig und auch kostengünstig ist. Außerdem lässt sich mit diesen Jackets die Tarierungskontrolle leichter erlernen als mit den anderen Arten.
Wie alle anderen Jackets sind die ADV-Jackets durch das vorhandene Gurtsystem (ADV – Adjustable Divers Vest) individuell einstellbar. Die Auftriebsblase befindet sich unter den Armen im Hüftbereich, und ein kleinerer Teil am Rücken des Jackets bis hoch zu den Schultern. Zu beachten ist die Größe der Innenblase, sprich: wieviel Auftriebskraft sie hat.
Mit dem Kauf eines klassischen ADV-Jackets kannst du als Tauchanfänger nicht viel verkehrt machen. An dieser Stelle empfehlen wir jeweils ein Herren- und Damenmodell, welches wir selbst in der Tauchausbildung verwenden. Aufgrund des doppelten Flaschenbandes und der integrierten Bleitaschen sind diese Modelle unsere Spitzenreiter für die Ausbildung. Sie bestechen durch ihre Zuverlässigkeit, Robustheit und Langlebigkeit.
Beide Tarierjacket-Modelle wurden vom Sport Diver Magazin als Testsieger 2018 in dieser Kategorie gekürt.
Zeagle Bravo | Zeagle Marina |
2. Hybridjackets
Hypridjackets sind eine Mixtur aus ADV- und Wingjackets. Diese Jackets haben eine große Blase, die sich am Rücken befindet und haben den Vorteil, dass sie eine hohe Auftriebskapazität bieten. Dies ist nicht nur ein Sicherheitsfaktor, sondern sorgt auch für mehr Tauchkomfort. Durch die Lage der Luftblase am Rücken ist es deutlich einfacher, die horizontale Wasserlage zu halten. Die große Blase behindert nicht, weil sie gut über das Jacket verteilt ist. Von der Optik her sehen die Hybridjackets schlank aus und leisten wenig Wasserwiderstand.
Insidertipp für das Tauchen: Fülle das Tarierjacket an der Wasseroberfläche mit so wenig Luft wie möglich, sodass du mit dem Oberkörper und deinem Gesicht nicht auf die Wasseroberfläche gedrückt wirst. Befestige dein Blei möglichst am hinteren Ende des Jackets.
Wir halten die Hybridjackets sowohl für Tauchanfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet und können auch hier jeweils ein bewährtes Herren- und Damenmodell empfehlen.
Oceanic Atmos | Oceanic Hera |
3. Wingjackets
Bei den Wingjackets befindet sich die Blase ausschließlich auf dem Rücken – wie ein „Flügel“. Daher stammt auch die Bezeichnung. Die Vorderseite und die Seiten bleiben frei. Dadurch ist eine höhere Bewegungsfreiheit gewährleistet. Auch die Wingjackets bieten die Vorteile, dass die Auftriebskraft durch die größere Luftblase höher ist und die horizontale Wasserlage sich wesentlich verbessert.
Die Wingblase ist in der Regel einzeln an einem Harness und einer Backplate montiert. Möchtest du die Komponenten nicht einzeln kaufen und trotzdem in den Genuss eines Wingjackets kommen, bieten verschiedene Hersteller auch dafür die ideale Lösung.
Unsere absoluten Favoriten sind dabei das Zeagle Stiletto und das Hollis HD 200, welches wir auch selbst beim Tauchen nutzen. Mit einer Auftriebskapazität von 19 Litern und auch der Möglichkeit, die Blase zu wechseln, halten wir das Hollis HD 200 für unschlagbar. Obwohl das Hollis HD 200 ein klassisches Wingjacket ist, bietet dieses Jacket zwei Taschen für Utensilien und auch Trimmbleitaschen, die sich versteckt unter der Blase befinden. An beiden Seiten befinden sich Halterungen für Tauchflaschen, sodass dieses Tarierjacket auch zum Sidemount-Tauchen genutzt werden kann.
Zeagle Stiletto | Hollis HD 200 |
4. Reisejackets
Um hohe Kosten für Übergepäck zu vermeiden, wurden sogenannte Reisejackets entwickelt. Die Vorteile liegen hier klar auf der Hand: das geringe Gewicht und die kompakte Packgröße. Der Kauf eines solchen Tarierjackets ist verlockend. Zu beachten ist allerdings, dass diese Jackets meist über etwas weniger Auftriebskraft und kleinere Taschen verfügen. Trotzdem erfüllen Reisejackets alle Anforderungen, die ein Jacket haben muss und sind beim Kauf deines eigenen Jackets nicht unbeachtet zu lassen, wenn du doch Tauchurlaube planst.
5. Stabilizer Jacket
Diese Art von Tarierjackets ist nicht sehr verbreitet, deshalb gehen wir hier nicht weiter auf das Jacket ein. Bei diesem Jacket befindet sich die Blase auch auf den Schultern und ermöglicht dadurch ein sogenanntes Face-Up an der Oberfläche. Man kann sich dieses Jacket vorstellen wie eine Schwimmweste.
6. Sidemount Jackets
Die Luftblase befindet sich bei den Sidemount Jackets im unteren Bereich des Rückens und ermöglicht somit eine ausgezeichnete horizontale Lage. Durch die seitlichen Flaschenhalterungen und die seitliche Lagerung der Tauchflaschen hat der Taucher oder die Taucherin jederzeit Zugriff auf die Ventile und die ersten Stufen der Atemregler.
Wir empfehlen an dieser Stelle das Sidemount-Tarierjacket Hollis SMS Katana 2. Dieses wurde vom Sport Diver Magazin als Testsieger 2018 in seiner Kategorie gekürt.
Hollis SMS Katana 2 Vorderansicht | Hollis SMS Katana 2 Rückansicht |
Pflege deines Tarierjackets
Wie du schon im Tauchkurs gelernt hast, solltest du dein Tarierjacket nach den Tauchgängen immer mit Süßwasser spülen. Zum Trocknen ist es ratsam, das Jacket mit leicht gefüllter Blase an einen schattigen Ort zu hängen. Schaue bitte auch unbedingt in die Bedienungsanleitung des Herstellers.
Nach einer gewissen Zeit oder je nach Anzahl deiner Tauchgänge sollte auch die Innenblase gereinigt und ausgespült werden. Dafür gibt es spezielle Reinigungsmittel im Fachhandel zu kaufen.
Unser Fazit
Das Tarierjacket ist eines der wichtigsten Ausrüstungsteile beim Tauchen und es stellt sich immer noch die Frage, welches Tarierjacket für dich am besten ist. Eine große Rolle spielen dabei deine finanziellen Möglichkeiten und deine persönlichen Vorlieben. Die wichtigsten Anhaltspunkte und Unterschiede, auf die du beim Kauf achten solltest, wurden von uns bereits genannt.
Zwar ist das Tarierjacket ein wichtiges Ausrüstungsteil, aber beim Kauf ist es dann wie beim Heiraten: Das Jacket wird dich viele Jahre begleiten. Drum prüfe, wer sich ewig bindet … Teste vor dem Kauf einige Tarierjackets und überlege dir, wohin deine „Reise“ als Taucherin oder Taucher gehen könnte. Aus diesem Grund ist es vollkommen in Ordnung, wenn das Tarierjacket eines der letzten Ausrüstungsteile ist, das du kaufst.
Wir werden unseren Guide für Tauchanfänger zum Thema Tauchausrüstung demnächst erweitern, sodass du hier Informationen über die unterschiedlichen Ausführungen erhalten wirst.
Was kommt als nächstes?
Der Atemregler bildet das Herzstück deiner Tauchausrüstung. Wie du den richtigen für dich findest, erklären wir dir hier.
Falls du Fragen zu der ABC-Ausrüstung hast, sprich uns gern an: info@divewithus.de und halte die Augen offen nach unseren folgenden Blog-Beiträgen.